Für 510 Euro im Monat weniger: Gravierende Lohnlücke zwischen Alten- und Krankenpflege

Es fehlen Tausende Alten- und Krankenpfleger:innen. Ungenügende Versorgung und überlastete Pfleger:innen sind die Folge. Selbst für die Desinfektion der Hände fehlt oft die Zeit. Für vieles andere sowieso. Deutschland ist Pflegenotstandland! Um Tausende zusätzlich für die Pflege zu gewinnen, müssen die Gehälter deutlich steigen. Ausdrücklich: in beiden Bereichen. Aber vor allem in der Altenpflege. Denn ob Fachkräfte oder Helfer:innen: Wer in der Altenpflege in Vollzeit arbeitet, hat im bundesweiten Schnitt über 510 Euro brutto weniger als in der Krankenpflege im Monat. In der Fachpflege ist der Unterschied im Saarland am größten: über 740 Euro. In Rheinland-Pfalz bekommen Helfer:innen sogar über 800 weniger als im Krankenhaus. Das geht aus unserer Auswertung der Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Auch wenn es kaum vorstellbar ist: Der Notstand in der Altenpflege droht sich dadurch drastisch zu verschärfen.

Ein weiteres Problem kommt hinzu. Im Jahr 2019 wurde die Ausbildung für Fachpfleger*innen reformiert. War sie vorher getrennt, werden Alten- und Krankenfachpfleger*innen jetzt zusammen ausgebildet. Sie können sich dann weitgehend frei entscheiden, in welchem Bereich sie arbeiten wollen. Wie viele werden bei mehreren hundert Euro weniger im Monat in die Altenpflege gehen? Es gibt keinen Zweifel – ab dem Jahr 2023 wird das den bereits bestehenden Notstand in der Altenpflege noch einmal deutlich verschärfen. Wenn die Lohnlücke bis dahin nicht geschlossen ist. Oder zumindest deutlich reduziert worden ist.

Ein Schritt in diese Richtung ist der Tarifvertrag, den Verdi mit der freigemeinnützigen Bundesvereinigung Arbeitgeber in der Pflegebranche ausgehandelt hat. Die privaten Pflegeunternehmen weigern sich aber, diesen Tarifvertrag anzuerkennen. Sie wollen mit Sozialversicherungsbeiträgen und auf Kosten der Pflege weiter satte Gewinne machen. Deshalb müssen Caritas und Diakonie den Tarifvertrag anerkennen, den dann der Bundesarbeitsminister für allgemeinverbindlich erklären kann. Die Caritas hat sich aber geweigert. Eine fatale Entscheidung.

Denn in der Zeit zwischen 2018 auf 2019 hat sich die Lohnlücke zwischen Alten- und Krankenpfleger:innen um nicht mehr als etwa 25 Euro verringert, von rund 545 auf 520 Euro. Bleibt es bei diesem Tempo, ist die Lücke erst in zwanzig Jahren geschlossen. Im Jahr 2023 läge er immer noch bei deutlich über 400 Euro pro Monat. Für die Altenpflege wäre das eine Katastrophe. Um sie zu verhindern, ist ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag unumgänglich. Und Jens Spahn muss endlich seine Blockade für eine Reform zur Finanzierung der Tariflöhne aufgeben.